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Redaktions-Blog

09:20 Uhr | 17.04.2018

Sieger, Verlierer und Wahlfehler

Der strahlende Wahlsieger heißt André Neumann und damit zieht der 40jährige Mitte des Jahres als oberster Altenburger in das Altenburger Rathaus ein und gewinnt gleichzeitig nach 18 Jahren das Amt des Oberbürgermeisters für die CDU zurück. Überraschend kam der Sieg keineswegs und wer daran im Vorfeld gezweifelt hat, muss weit von der Altenburger Realität entfernt gewesen sein. Mit Uwe Melzer kann die CDU gleich einen weiteren Wahlsieger im Wettbewerb um das Landratsamt vorweisen und damit liegen die Christdemokraten auch im Thüringer Trend. Zurücklehnen kann sich Melzer indes nicht, denn er geht, letztlich gegen die dritte Wahlsiegerin, in die Stichwahl. Michaele Sojka schafft es als Verteidigerin des Amtes in die zweite Runde. Und dies obwohl sie gegen einen wahren und unfairen Shitstorm, vor allem im Internet ankämpfen musste. Auch so manche gedruckte Artikel gegen die amtierende Landrätin, welche bis einen Tag vor der Wahl erschienen, unterschieden sich wenig von der üblichen Onlinepöbelei.
Mit der Stichwahl ergibt sich dabei ein neues Spiel. Wählerwanderungen und erfahrungsgemäß niedrigere Wahlbeteiligung, lassen das Ergebnis durchaus offen.
Auf der anderen Seite bleiben also nur noch Wahlverlierer? Durch einen engagierten Wahlkampf kann die SPD-Frau Katharina Schenk sich sogar gegen den Thüringer Trend bei den Sozialdemokraten stemmen. Allerdings landet die Altenburger Sozialdemokratie auf dem letzten Platz im Rennen um das Rathaus. Dies allein auf den Bundestrend und das Groko-Chaos zu schieben wäre zu einfach. Die Sozialdemokraten blieben in Altenburg in den letzten Jahren eher farblos und bildeten nie eine Brücke zwischen Stadtrat und dem sich immer mehr politisch isolierenden SPD-Oberbürgermeister. Dieses fehlende Profil wurde umso deutlicher, als der vorgesehene Spitzenkandidat und Amtsinhaber nicht mehr antrat. Kein Altenburger Genosse stand bereit für die eigene Partei anzutreten. Auch der gelungene Versuch der Altenburger SPD-Spitze wahlkampftaktisch den überfraktionell angesehenen Stadtratsvorsitzenden aus der CDU zu "abzuschießen", hat der SPD eher geschadet. Damit erreichte der Wahlkampf seinen Tiefpunkt nicht durch das rechte Lager sondern durch die Sozialdemokratie. In diesen Sog dürfte es auch den ebenfalls engagierten Wahlkämpfer Frank Rosenfeld gezogen haben. Vor allem die Altenburger Genossen sollten jetzt darüber nachdenken, ob nicht so manches Konzept Katharina Schenks aus dem Wahlkampf in der eigenen Partei umzusetzen wäre. Idealerweise mit der jungen ehemaligen Leipzigerin an der Spitze. Denn nicht nur Altenburg als Stadt braucht dringend frischen Wind.
Der zweite große Wahlverlierer ist das Bürgerforum. Beide Kandidaten schafften zum Einen nicht einmal das Ergebnis der AfD zur Bundestagswahl. Und dies obwohl mit Dr. Robby Schlund 2017 ein im Altenburger Land vollkommen Unbekannter und im Wahlkampf auch nicht wirklich spürbarer Rechtskonservativer aus dem Stand über 27 Prozent holte. Andererseits zeigt das Wahlergebnis aber auch, dass nur eine Minderheit hinter dem kommunalpolitisch nicht wirklich aktiven Bürgerforum steht und dass Halbwahrheiten und Pöbeleien ein Konzept für eine Region oder eine Stadt nicht ersetzen. Vielleicht hat da auch die Verweigerung der Teilnahme an einem TV-Talk eine Bedeutung. 2012 blieb der damals amtierende Landrat der entsprechenden Aufzeichnung ebenfalls fern, und auch auch er hat die Wahl damals verloren.

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