
Am Samstag, 12. Februar, hat der Schauspieler David Lukowczyk seinen Soloabend im Heizhaus Altenburg. Beginn ist um 19.30 Uhr. In scheinbar einfachen Episoden und Alltagsbegebenheiten offenbart sich das Zusammenstürzen einer ganzen Welt, jener dramatische Bruch, der sich nach dem Untergang der DDR durch so viele ostdeutsche Biografien zieht. Der bekannte Roman „Simple Storys“ von Ingo Schulze zeigt von der Weltgeschichte überrumpelte Menschen. Theater&Philharmonie Thüringen bringt nun diese Protagonisten des Umbruchs auf die Bühne. Spielerisch schlüpft David Lukowczyk in ein dutzend verschiedene Rollen und zeigt, dass Altenburg in jedem von uns steckt. Für die szenische Einrichtung zeichnet Sebastian Haase. Mit ihm sprach Dramaturg Lennart Naujoks. Worum geht es für Dich in Simple Storys? Sebastian Haase: Simple Storys ist ein Wenderoman. Er erzählt einfache Geschichten einfacher Menschen, die jeder für sich versuchen, tagtäglich mit den damals völlig neuen Gegebenheiten zu recht zu kommen. Menschen, die versuchen, vorwärts zu schauen und bemüht sind, sich in einer vom Wandel geprägten Zeit zu recht zu finden. Mich interessiert, was typisch und markant an dieser Zeit ist. Insbesondere die Momente, in denen man sich zurück erinnert und schwelgen, mosern, maulen oder schmunzeln kann. Du bist zum 1. Mal in Altenburg. Trotzdem inszenierst du eine Szenische Lesung über Altenburg. Heißt das, dass Altenburg in jedem von uns steckt? Ich bin in Jena geboren, in Brandenburg aufgewachsen und habe in Leipzig studiert. Somit bin ich ein Kind dieser Zeit der Veränderung. Was mich mitgenommen hat, war die zunehmende Trostlosigkeit und Verbitterung in vielen Gegenden Ostdeutschlands. Wachsende Arbeitslosigkeit, Abwanderung, fortschreitender Kulturabbau und schwindende Perspektiven sind das, was vielerorts zu beobachten war. Altenburg ist keine Ausnahme. Ingo Schulze hat in Altenburg gelebt und gearbeitet und sein Altenburg ist exemplarisch für all jene von uns, die den Wandel im Osten Deutschlands miterlebt haben. Geht es um Jammerossis? Abgesehen von der Tatsache, dass alle Deutschen zum Jammern neigen, würde ich es hier aber nicht als Kern des Inhalts betrachten. Das Gefühl vieler Ostdeutscher, nicht fair behandelt worden zu sein, stellte sich erst nach und nach ein. Davor lag eine Phase der Euphorie gegenüber den unendlichen Möglichkeiten, die der Kapitalismus zu bieten hatte. Aber nicht alle kamen damit zurecht und konnten ihren Weg machen. Viele blieben überfordert zurück. Sebastian Haase ist Schauspieler und Regisseur. Seine Ausbildung schloss er im Jahr 2000 an der Hochschule für Musik und Theater in Leipzig ab. Danach ging er als festes Ensemblemitglied an das schauspiel hannover, wo er unter anderen mit Nicolas Stemann, Andreas Kriegenburg, Stefan Otteni und Igor Bauersima arbeitete. Nach seinem Engagement zog es ihn nach Berlin, um weiterhin als freier Schauspieler zu arbeiten. Sein Debut als Regisseur gab er mit einer Inszenierung von "Geschlossene Gesellschaft" von J.P. Sartre. Aktuell ist Sebastian Haase in "Das Fest" unter der Regie von Dieter Giesing am schauspiel köln auf der Bühne zu sehen. Seine Inszenierung "bash - stücke der letzten tage" von Neil LaBute läuft an den Uckermärkischen Bühnen Schwedt. Weiterhin ist er als Lehrbeauftragter an der Hochschule für Schauspielkunst "Ernst Busch" tätig und dreht gelegentlich für Film und Fernsehen. David Lukowczyk stammt aus Halle an der Saale. Nach Abitur und einer Lehre als Baufacharbeiter ging er für sechs Jahre nach Hannover und studierte an der Universität. Von dort wechselte er nach Leipzig, um an der Hochschule für Musik und Theater sein Schauspieldiplom zu machen. Danach folgten Engagements an der Neuen Bühne Senftenberg und dem Mecklenburgischen Staatstheater in Schwerin. Er arbeitete unter anderem mit Konstanze Lauterbach, Alejandro Quintana, Tilman Gersch, Claudia Bauer, Alexander Lang, Robert Schuster und Matthias Brenner. Seit der Spielzeit 2009/10 ist er in Altenburg-Gera engagiert.