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Regionales

16:22 Uhr | 15.07.2022

Interview: Schulnetz bleibt Zitterpartie

Herr Melzer, warum gibt es fortlaufend Diskussion zum ­Weiterbestand  einiger Schulen speziell in der Nordregion des Landkreises? 

 

Uwe Melzer: Als Schulträger sind wir laut Thüringer Schulgesetz  verpflichtet, eine Schulnetzplanung vorzulegen. Unser Entwurf wurde  vom Thüringer Bildungsministerium geprüft und für zwei Standorte nicht  so genehmigt. Das betrifft das Gymnasium Meuselwitz und die  Regelschule Lucka. In diesen Schulen wird die vom Ministerium  vorgegebene Mindestschülerzahl von 20 pro Klasse nicht erreicht – nicht aktuell und nicht in der Prognose der kommenden Jahre. Auch die  geforderte Zweizügigkeit ist am Gymnasium nicht durchgängig  gegeben, für die ländliche Regelschule gäbe es zumindest hierbei eine  Ausnahme. Lucka dürfte einzügig sein. Seit November des letzten  Jahres sind wir nun mit dem Bildungsministerium im Gespräch, um eine  Lösung herbeizuführen. 

 

Die ursprüngliche Entscheidung zum Fortbestand des Gymnasiums  Meuselwitz nur bis zum 31. Juli 2023 hat das Ministerium jetzt aber  abgeändert.

 

So ist es – das ist das Ergebnis meines letzten Gespräches mit  Vertretern des Bildungsministeriums Ende Mai in Erfurt. Die aktuell  erhobenen Schüleranmeldezahlen deuten nunmehr auf einen  Fortbestand des Gymnasiums bis Ende unserer Schulnetzplanung, also  bis Sommer 2025, hin. Selbst wenn wir die Mindestschülerzahlen nicht  erreichen, dürfen wir von der Vorgabe abweichen, weil ein  Ausnahmetatbestand greift: Die Nachbargymnasien haben ihre  Kapazität derzeit ausgelastet und sind nicht in der Lage, den  vollständigen Bestand des Meuselwitzer Gymnasiums aufzunehmen.  Seit wenigen Tagen liegt uns diese Entscheidung aus Erfurt auch  schriftlich vor und ich freue mich vor allem für die Meuselwitzer Kinder  und Eltern sehr darüber, dass wir den Schulstandort erst einmal  gesichert haben. 

 

In nicht allzu langer Zeit beginnt die Zitterpartie aber von vorn oder?

 

Die weitere Entwicklung bleibt abzuwarten. Wir haben in den  kommenden zwei Jahren den Spielraum, gute Konzepte und Modelle  mit allen Beteiligten – mit Schule, Eltern, Schülern und  Kreistagsmitgliedern – zu entwickeln und zu besprechen und den  Standort Meuselwitz im Rahmen der folgenden Schulnetzplanung auf  sichere Füße zu stellen.  

Ich kann mich gut an meine ABI-Zeit in Meuselwitz erinnern. Damals  waren wir auch nur 13 Schüler in der Klasse – zum Lernen ideal, die  Atmosphäre wunderbar familiär. 

Jahrelang waren geringe Schülerzahlen kein Problem und generell  finde ich das Lernen in einem kleinen Klassenverband auch sehr gut.  Aber das Problem ist mit dem zunehmenden Lehrermangel entstanden.  Viele Schulen haben massive Schwierigkeiten, den regulären Unterricht  mit den vorhandenen Pädagogen abzudecken. Ich denke, hier ist  seitens des Freistaates Thüringen ein ganzes Bündel von Maßnahmen  erforderlich, um den Negativtrend zu stoppen. Dringend. 

 

Alles andere als sicher ist die Regelschule Lucka. Ist hier eine Lösung  in Sicht, den Standort trotz der rückläufigen Schülerzahlen doch zu  erhalten? 

 

Grundschule und Regelschule befinden sich in Lucka unter einem Dach  und Lucka als Schulstandort gilt grundsätzlich als gesichert. Nicht  sicher sagen kann ich im Moment, ob die Regelschule bestehen bleiben  kann. Für das Schuljahr 2022/2023 liegen der Schule nur acht neue  Anmeldungen vor. Eine eigenständige Klasse kann damit nicht gebildet  werden. Daher die Entscheidung des Schulamtes, dass die  Medienschule Meuselwitz die acht neuen Fünftklässler aufnehmen soll. 

Die Kapazitäten dafür sind da. Die Lösung für die Regelschule Lucka  könnte die Filialbildung mit einer Nachbarregelschule sein, der  Regelschule Meuselwitz also. An diesem Thema arbeiten wir gerade.  Das wird noch einige Zeit in Anspruch nehmen, weil wir die räumlichen  und sächlichen Vor­aussetzungen sorgfältig prüfen müssen.  

 

Filialmodell heißt aber, dass die Schüler beider Schulen vom Wohnort  in die Schule fahren müssen. 

 

Das stimmt, aber ich möchte eine Filialbildung umsetzen, bei der  wohnortnah beschult wird. Das heißt: Wir wollen nicht festlegen, alle  fünften, sechsten und siebten Klassen gehen zum Beispiel nach  Meuselwitz, alle achten bis zehnten nach Lucka. Das würde in der Tat  sehr viel Fahrerei für sehr Viele bedeuten. Ich favorisiere die Variante  der wohnortnahen Beschulung, bei der die 5. bis 10. Klassen sowohl in  Lucka als auch in Meuselwitz installiert werden. Angenommen, wir  haben 75 angemeldete Kinder für die Jahrgangsstufe 5, dann würden  zwei fünfte Klassen in Meuselwitz gebildet, eine fünfte Klasse in Lucka.  Aus aktueller Sicht stellt die Schülerbeförderung im Raum Meuselwitz,  Lucka und den umliegenden Dörfern kein Problem dar. 

 

Wie schätzen Sie die Zusammenarbeit der Kreisverwaltung mit den  Schulleitern und der Elternschaft ein? 

 

Vorab: Wir haben unsere Schulnetzplanung nach Beschluss im  Kreistag im Mai 2020 zur Genehmigung vorgelegt. Zu einer Anhörung  in Erfurt ist es erst im November 2021 gekommen, auf unser Drängen  hin. Seitens des Ministeriums wurden die Mindestschülerzahlen  erstmals ins Thüringer Schulgesetz 2021/22 aufgenommen, vorher gab  es nur Empfehlungen. Das ganze Thema hat uns als Schulträger also  völlig überrollt. Im Vorfeld der Anhörung mit den beteiligten Schulen und  Eltern ins Gespräch zu kommen, war also nicht möglich. Das Verhältnis  zu den Schulleiterinnen und Schulleitern ist wirklich gut, wir sprechen  sehr offen miteinander. Mit den Elternvertretern und dem  Kreis­elternbeirat gab es bereits Gespräche, das erste Mal im Januar  bei uns im Landratsamt, wo wir zu den neuen Gegebenheiten informiert  haben. Aus meiner Sicht haben wir eine gute Zusammenarbeit mit dem  Elternbeirat. Weitere Gespräche werden in Zukunft folgen. 

 

Gibt es außer der Filialbildung noch eine andere Idee der  Kreisverwaltung zur Rettung der Regelschule Lucka? 

 

Nun, wir haben im Landkreis momentan 1.000 ukrainische Flüchtlinge  und es werden noch mehr. Mehr als ein Drittel davon sind Kinder.  Täglich werden ukrainische Mädchen und Jungen in den Schulen  angemeldet. Vor dem Hintergrund dieser Ausnahmesituation haben wir als Schulträger beim Ministerium den Antrag gestellt, unseren  Schulnetzplan vollständig – und damit auch den Fortbestand der  Regelschule Lucka und des Gymnasiums Meuselwitz – bis 2025 zu  genehmigen. Eine Antwort steht noch aus. 

 

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