Sie kennen sich gut. Auch persönlich. Seit vielen Jahren arbeiten Ina Klemm, Geschäftsführerin des Tourismusregion Zwickau e.V. (TRZ), und Christine Büring, Stellvertretende geschäftsführende Vorsitzende des Fremdenverkehrsverbands Altenburger Land e.V. (FVV), zusammen. Seit 2004 treffen sie sich mit der Geschäftsführerin des Tourismusverbands Leipzier Neuseenland e.V. Sandra Brandt regelmäßig zur „Regionalrunde“ und ergänzen diese je nach Thema auch mit den Kolleginnen aus Zeitz und dem Kohrener Land. Man tauscht Informationsmaterial aus, verlinkt die Internetseiten, geht gemeinsam auf Messen und spricht sich über Vermarktungsthemen und Wegeführungen ab.
Eigentlich wollte man eine Region zwischen Leipzig und dem Erzgebirge bilden – als Bindeglied zwischen den großen touristischen Namen. Doch die Landkreisreform in Sachsen brachte so einiges durcheinander. Das Gebiet des Landkreises Zwickauer Land verdoppelte sich und beinhaltet heute nicht nur das Zwickauer, sondern auch das Chemitzer Land. Sachsen erarbeitete 2012 ein neues Tourismuskonzept und legte Mindestanforderungen für Regionen fest. Mit großer Mehrheit wollte sich das Zwickauer Land nicht dem Tourismusverband des Erzgebirges anschließen. „Wir sind das Vorland und zu viele unserer Mitglieder – u. a. Meerane, Hohenstein-Ernstthal, Waldenburg oder Lichtenstein – finden sich unter den Themen des Erzgebirges als Mittelgebirge nicht wieder, sagt Ina Klemm mit Bedauern.
Während des sorgfältigen Abwiegens der Argumente im Vorstand seien die Gemeinsamkeiten mit dem Altenburger Land immer stärker hervorgekommen, berichtet Klemm. Eine ausgestreckte Hand gab es ja schon seit langem. Christine Büring hat die Regionalrunde initiiert und moderiert, weil sie immer davon überzeugt war, dass das historisch gewachsene Gebiet mit Altenburg in der Mitte inhaltlich und damit touristisch gut zusammenpassen würde. Aus der gegenseitigen Mitgliedschaft und den informellen Absprachen muss nun mehr werden. Die Mitgliederversammlungen beider Verbände entschieden im vergangenen Jahr einstimmig, den Vorständen freie Hand bei der Erarbeitung einer engeren Kooperationsform zu lassen. In den Adventstagen wurde es ernst und Christine Büring und Ina Klemm sprachen einen Fahrplan für ein Übergangsjahr mit noch getrennten Marketingplänen und –budgets, aber vielen gemeinsamen Pilotprojekten ab. Am 19.02. um 13 Uhr ist es dann soweit. Im Ratssaal ds Landratsamtes Altenburg unterschreiben die Vorsitzende des FVV, Michaele Sojka, und der Vorsitzende des TRZ, Dieter Oberschelp, die Kooperationsvereinbarung.
Damit entsteht über Landesgrenzen hinweg eine touristische Vermarktungseinheit mit einem Mehr an Übernachtungsmöglichkeiten, Museen, Burgen, Schlössern sowie Rad- und Wanderwegen. „Das Briefpapier haben wir selbst entworfen, was nicht schwer war, da wir unsere Corporate Designs schon seit Jahren absprechen und sukzessive angeglichen haben.“, lachen beide Damen schelmisch. „So wie wir Werbematerial aufgebraucht haben, schauen wir, dass die neuen Werbeprodukte zusammenfließen“.
Für das Leipziger Land ist durch die Kreisreform der Fokus noch verstärkt auf Leipzig gerichtet. Das Image und die Zielgruppe des Neuseenlandes ist jünger und aktiver. Man wird gemeinsame Produkte weiter entwickeln: die Pilgerwege und die Reformationsthematik, den Pleiße-Radweg und die Radundrouten und hoffentlich einen regeren Kulturaustausch. Der Tagestourismus ist hier von großer Bedeutung, denn die Region zwischen Leipzig, Gera, Zwickau und Chemnitz stellt einen Ballungsraum von fast 4 Millionen Menschen dar.
Was allerdings als weiterer konsequenter Schritt fehlt, damit die schon immer etwas abgeschlagenen Regionen Ostthüringen und Westsachsen gemeinsam besser um einen Marktanteil kämpfen können, sind natürlich gemeinsame finanzielle und organisatorische Strukturen. Diese dauerhaft aufzubauen und dabei nicht weniger Kosten, aber effizienteste Formen zu finden, wird die große Aufgabe sein, die wohl nur Hilfe aller am Tourismus interessierten Unternehmen und Einrichtungen und der Politik zu bewältigen sein wird.
Zur Erinnerung: Es gab schon mal einen, der das Pleiße-Land einen konnte und zu hoher wirtschaftlicher und kultureller Blüte führte. Und zwar vor über 800 Jahren Kaiser Friedrich I. Barbarossa.