Altenburg, 04.06.2025 23:26 Uhr

Regionales

00:00 Uhr | 20.02.2012

TPT Entscheider ohne Konzept und Zukunft

Offener Brief von Schauspiel und Puppentheater

In einem offenen Brief wenden sich die Schauspieler der Theater und Philharmonie Thüringen jetzt an die Öffentlichkeit. Hintergrund des Briefes ist, dass derzeit von den Gesellschaftern des Theaters zwei mögliche Alternativen zur Finanzierung diskutiert werden. Entweder wird ein neuer Haustarifvertrag ausgehandelt, nach dem die Mitarbeiter weniger Lohn erhalten, oder aber die Sparten Schauspiel und Puppentheater müssten geschlossen werden. Bei beiden Varianten soll auch das Orchester verkleinert werden.

"Mit dieser erpresserischen Entscheidung wollen die eigentlich Verantwortlichen ihre Probleme und Fehler auf die ca. 300 Mitarbeiter des TPT, die eigentlich Leidtragenden abwälzen: nach dem Motto entscheidet selbst, ob Ihr Euch einen Arm oder ein Bein abhacken wollt" heißt es dazu in einer Erklärung von Heiko Senst, Manuel Kressin und Anne Kessler.

"In unserem 'Offenen Brief an die Bürger' wollen wir die Einwohner der Regionen Gera, Altenburger Land und Altenburg nochmal eindringlich auf die Folgen einer Schliessungs - Entscheidung aufmerksam machen, die nicht nur uns, sondern die kulturelle Zukunft und Tradition ihrer Region betrifft" verdeutlichen die Mitarbeiter des Theaters weiter.

Offener Biref der Ensemble von Schauspiel und Puppentheater:

Sehr geehrte Bürgerinnen und Bürger,

wir möchten Sie darüber informieren, dass nach Plänen der Gesellschafter von Theater & Philharmonie Thüringen als Alternative zum Lohnverzicht in Betracht gezogen wird, im Jahr 2013 die Sparten Schauspiel und Puppentheater zu schließen und das Orchester extrem zu verkleinern. Vor allem die Abwicklung der beiden Sparten bedeutet einen radikalen Einschnitt in das soziale Bildungs- und Kulturleben Ihrer Stadt. Besonders Kindern und Jugendlichen, also der Zukunft unserer Region, wird ein hohes Gut entzogen, denn mit der Abwicklung dieser beiden Sparten wird es ab dem Jahr 2013 keine Weihnachtsmärchen geben, keine Kindervorstellungen, keine Jugendstücke, keine Klassenzimmerproduktionen, keinen Goethe, keinen Schiller, keinen Shakespeare, keinen Lessing, keinen Kleist, keine Grimms, keinen Hauff, keine Versorgung mit den Klassikern deutscher und internationaler Dramatik und Literatur.
Ebenso wenig die Versorgung zeitgenössischen Sprechtheaters. Durch die immense Verkleinerung wird es dem Orchester auch nicht mehr möglich
sein, ein so breit gefächertes Angebot an Philharmonischen Konzerten, Schülerkonzerten und der Reihe „Kennst du das Orchester?“ neben ihrer Tätigkeit im Musiktheater anzubieten.
Es wird also im Endeffekt kein Angebot für junge Menschen mehr geben. Der Bildungsauftrag kann nicht mehr ausreichend erfüllt werden.
Ein Nachwuchspublikum wird nicht herangebildet. Gleichzeitig entfallen die Unterstützung im Rezitationswettbewerb für Schüler und die
Möglichkeit für Jugendliche, in der Zusammenarbeit mit der JugendTheARTerWelt e.V und professionellen Schauspielern von TPT, sich kreativ in Form von eigenen Theaterstücken auszuprobieren.
Es werden keine Theaterkünstler mehr in Altenburg leben und dort ihr Geld ausgeben. Bisher ist ein Teil der Subventionen, die durch Altenburger Steuern finanziert wurden, aufgrund des Wohnsitzes der Künstler und Angestellten in Altenburg wieder zurück in die Region geflossen. Das wird nicht mehr sein. Im Altenburger Theater wird nicht mehr produziert werden, letztendlich wird das Landestheater Altenburg ein Bespieltheater werden. Dies wird gleichzeitig auch eine Reduzierung der anderen Gewerke in Altenburg zwangsläufig nach sich ziehen. Das Ende einer 140jährigen Tradition, auf welche die Altenburger jahrzehntelang stolz gewesen sind.
Es endet die Geschichte eines Theaters, das seit seiner Gründung trotz provinzieller Lage immer einen ehrenwerten Namen getragen hat. Ebenso endet in Gera eine Tradition. Eine Tradition, deren Bedeutung sich auf den ersten Blick zeigt, wenn man vor dem Geraer Theater steht. Es sind die Konterfeis der Herren von Goethe und Schiller, die in das „Musis Sacrum“ einladen. Und diese Dichter des deutschen Sprechtheaters laden dann in ein Haus, in welchem keines ihrer Stücke gespielt werden wird.
Es wird zudem keine Beteiligung von Theater & Philharmonie Thüringen an Altenburger Festspielen geben. Die dann beteiligten Schauspieler müssen als Gäste mit höheren Kosten engagiert werden; denn für die Schauspieler von TPT erfolgte die Beteiligung im Rahmen ihres monatlichen Einkommens am ortsansässigen Theater.
Vor allem wird es einen radikalen Einbruch an Veranstaltungen im Theater geben. Ohne Puppentheater und Schauspiel hätte es beispielsweise im Februar 2012 anstatt der 27 Veranstaltungen in Altenburg 9 gegeben. In Gera statt 25
Veranstaltungen 10. Im März 2011 anstatt der 30 Veranstaltungen in Altenburg 11. In Gera statt 42 Veranstaltungen 18. Den Großteil des Spielplans bestreiten Puppentheater und Schauspiel, und das obwohl diese beiden Sparten die geringsten Kosten verursachen.
Es wird im Gegenzug dafür nicht etwa mehr Vorstellungen im Bereich des Musiktheaters geben; denn durch die Verkleinerung des Orchesters und gesetzlich geregelte Ruhezeiten ist eine Mehrbespielung durch das Musiktheater nicht möglich.
Das Ballett kann dieses Loch ebenfalls nicht füllen, da durch die Ernennung zum Staatsballett viele Aufgaben außerhalb der Region auf die Kompanie zukommen. Es ist nicht daran zu rütteln: Vorstellungen werden die Ausnahme sein! Diese Einbußen an Vorstellungen bedeuten außer dem kulturellen Verlust auch einen Verlust an Einnahmen und Zuschauerzahlen.
Gespart wird durch diese Maßnahme nicht. Denn auch das Problem derUnterfinanzierung ist mit der Abschaffung dieser beiden Sparten nicht gelöst.
Spätestens 2016 wird dasselbe Problem erneut an die Tür klopfen. Die Angestellten in Schauspiel und Puppe sind außerdem die Angestellten, welche
die niedrigsten Gehälter am Haus beziehen, ihre Personaldecke ist gering. Im Puppentheater bestreiten 3 Puppenspieler und die Spartenleitung bei einem Budget von 16.000€ im Jahr ihren Spielplan.
Im Schauspiel sind es 14 Schauspieler bei einem Budget von 100.000€ im Jahr für sieben Neuinszenierungen pro Spielzeit und die weiterhin laufenden Produktionen. Jede Spielzeit sind im Schauspiel bei ansteigender Vorstellungs- und Auslastungszahl bereits stillschweigend Stellen gestrichen worden. Da die Gehälter in den Sparten Schauspiel und Puppentheater nicht tariflich geregelt sind, es sich bei den Künstlern beider Sparten ausschließlich um Solisten nach dem NV Bühne handelt, sind in diesen Sparten keine hohen Tarifsteigerungen in Aussicht.
Der künstlerische und soziale Verlust ist jedoch immens. Die Kosten der betriebsbedingten Fahrten zwischen den Städten Gera und Altenburg
für Proben und Vorstellungen tragen im übrigen die Angestellten selbst. Die Entscheidung für die Schließung der Sparten und der Verkleinerung des
Orchesters ist letztlich nichts anderes als die heimliche Abwicklung der Theater in Altenburg und Gera.Und schließlich ist die Fusion beider Theater doch in Kraft getreten, um beiden Städten auch in Zukunft die Vielfalt aller theatralischen Sparten zu sichern. Wenn nun trotzdem zwei davon komplett entfallen und eine dritte extrem eingestrichen wird, so sind am Ende all jene betrogen worden, die mit der Fusion auf eine langfristige,
vielfältige sozial-kulturelle Versorgung gehofft hatten. Diese Maßnahme bedeutet einen Kahlschlag des gesellschaftlichen Lebens in den Regionen in und um Altenburg und Gera. Sie ist verantwortungslos und kurzsichtig. Sie zerstört den emotionalen und geistigen Austausch der Menschen in der Region.
Die Theaterkunst mit all ihren Facetten spricht sämtliche Sinne des Menschen an. Vermittelt Werte, beleuchtet moralische, seelische und gesellschaftskritische Zusammenhänge. Ist Vordenker, zeitnaher Kritiker und Sprachrohr der Gesellschaft. Fordert den Betrachter zur Selbstreflexion, auch zur Stellungnahme, zu Mut und Zivilcourage. Unterhält, erfreut und macht das Leben bunter und leichter.
Städte und Regionen ohne ein ausreichendes kulturelles Angebot sind für mögliche Investoren und Arbeitgeber unattraktiv. Dieses Angebot ist nur mit dem Erhalt aller Sparten möglich.
Bitte unterstützen Sie uns, treten Sie für den Erhalt aller Sparten ein, um Ihren Kindern, Enkelkindern und nachfolgenden Generationen diesen Ort der Freude und Sinnlichkeit, des Geistes und der Seele auch in Zukunft zu sichern. Zeigen Sie mit Ihrer Empörung den politisch Verantwortlichen, das eine so radikale Verkleinerung des Orchesters und die Schließung der Sparten Puppentheater und Schauspiel keine in Erwägung zu ziehende Möglichkeit ist.Wir wollen weiterhin für Sie und Ihre Kinder Theater spielen!

Ihre
Sparten Schauspiel und Puppentheater von Theater & Philharmonie Thüringen

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