Altenburg, 22.09.2025 09:16 Uhr

Regionales

00:00 Uhr | 20.11.2010

Märchenhaftes und „Gewalten“

Wohnzimmerflair pur am Samstagabend, den 13. November, im gemütlichen Erdgeschoss-Café des Gustavus-Hauses in der Wallstraße 29: Getränke von Kaffe bis Wein, selbst zubereitetes Chili con Carne, das auf dem gut geheizten Kachelofen vor sich hin köchelt, und Gerd Diener am Keyboard.
Der Veranstaltungsraum in der ersten Etage ist mit knapp 60 Besuchern proppevoll, als Moderatorin Alexa Dreesmann die Veranstaltung „Lesezeichen Altenburg II“ eröffnet. Eine Förderung der Kulturstiftung des Bundes ermöglichte es dem Verein Zeitgeist Altenburg e.V. drei Autoren einzuladen. Ziel ist es, die lokale Literaturszene weiter zu entwickeln. Durch die Zusammenarbeit mit dem Förderverein des Paul-Gustavus-Hauses kann ein Teil der Veranstaltungseinnahmen zudem für die weitere Sanierung des Hauses genutzt werden.

Die Moderatorin erwärmt die Raumtemperatur mit „Summertime“ auf dem Saxophon, gefolgt vom Liedanfang von „Hänsel und Gretel“. Denn die ersten beiden Gäste Mario Schubert aus Hohenstein-Ernstthal und Klaus Krawczyk aus Leipzig haben Märchenhaftes im Gepäck. Als Mit-Autoren des im Leipziger fhl-Verlag erschienenen Erzählbandes „Schneewittchen und die sieben Geißlein“ erzählen sie ihr Lieblingsmärchen aus aktueller Sicht - mit heiteren, ironischen und nachdenklichen Zwischentönen.

Mario Schubert (30) macht den Rechtsanwalt Reinecke Fuchs zum Verteidiger des Wolfes und lässt ihn nachweisen, dass die ganze Geschichte um die Sieben Geißlein erstunken und erlogen ist. Klaus Krawczyk (37) nimmt in "Die Froschkönigin" augenzwinkernd mädchenhaftes Prinzessinnengehabe auf die Schippe: Der Froschprinzessin ist kein Mann gut genug, deshalb setzen sie ihre genervten Eltern aus und sie treibt auf einem Seerosenblatt in die weite Welt hinaus. Sie begegnet u. a. dem gestiefelten Kater, Rumpelstilzchen und landet letztendlich doch noch bei ihrem Traumprinzen. Der jedoch entpuppt sich als Koch. Märchenhafte Unterhaltung, die sicher auf manch weihnachtlichem Gabentisch landet.

Kurze Pause. Saxophonklänge locken das Publikum von der unteren in die 1. Etage. Gast ist nun der Leipziger Schriftsteller Clemens Meyer (33), der 2006 mit seinem Erstlingswerk „Als wir träumten“ einen Überraschungserfolg auf der Leipziger Buchmesse landete. 2008 folgte der Erzählband „Die Nacht, die Lichter. Stories“, der unter anderem mit dem Preis der Leipziger Buchmesse ausgezeichnet wurde. In diesem Jahr erschien auch sein 3. Buch „Gewalten. Ein Tagebuch“. In elf Kapiteln, die mehr Erzählungen sind als Tagebuchaufzeichnungen, blickt er auf das Jahr 2009 zurück und verarbeitet medienbestimmende Ereignisse wie Guantanamo, Abu Ghraib, den Amoklauf von Winnenden und die Ermordung der achtjährigen Michelle.

Anfangs etwas reserviert, taut der Autor im Gespräch mit der Moderatorin schnell auf und beantwortet locker alle Fragen zu seinem beruflichen und privaten Leben. So war er als Kind bei seiner Oma in Altenburg zu Besuch und bekennt, dass ihm das Altenburger Radler am besten von allen Getränken dieser Art schmeckt.

Dann liest er liest zwei Geschichten: „Gestalten“ beginnt mit einem nächtlichen Psychiatrieaufenthalt, der immer wieder ins Alptraumartige, Surreale abgleitet. „Draußen vor der Tür“ beschreibt bis ins kleinste Detail die irrwitzige nächtliche Wohnungstür-Entriegelungsaktion eines ungewollt Ausgesperrten, immer unter Beobachtung seines alten ruhebedürftigen Hundes. 

Aber Clemens Meyer liest nicht nur, er zelebriert seine Texte in einer Art und Weise, die seine Sprachgewalt und seinen ganz speziellen Schreibstil beeindruckend hervorhebt – mal sehr emotional, mal punktgenau und hart im Rhythmus.

„Die Atmosphäre  hier gefällt mir sehr gut, ich komme gern wieder“, beschließt er seine Lesung. Dass er sein Versprechen gleich am nächsten Tag für eine Führung durchs Gustavus-Haus wahrmachen wird, weiß er wohl zu diesem Zeitpunkt selbst noch nicht.
Alle drei Autoren nehmen sich im Anschluss noch Zeit für Gespräche mit ihren Zuhörern, signieren ihre Bücher und genießen einen „Absacker“ im Café.
Fazit: Rundum zufriedene Autoren und Gäste, dazu ein finanzieller Beitrag für die weitere Sanierung des Gustavus-Hauses. Für 2011 ist eine Fortsetzung mit „Lesezeichen III“ geplant.

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